Es
war an einem Sonntag im
Oktober 2011. Im Gottesdienst wurde der Pastoralplan für den
Duisburger Norden verkündet.
Für St. Barbara kam es ganz dicke: 2013 wird die Kirche
geschlossen. „Zwei Tage
später haben wir uns zusammengesetzt und entschieden: Das lassen
wir uns nicht
gefallen!"
Angelika
Hoffmann kann sich
heute noch empören über die Entscheidung des Bistums Essen
über die Köpfe aller
Betroffenen hinweg. „Es kam noch dazu, dass auch der
Kindergarten, der baulich mit
der Kirche verbunden ist, geschlossen werden sollte. Obwohl er
überfüllt ist und
unsere Gemeinde sehr aktiv." Nicht kleckern, klotzen!, beschloss die
Ruhrgebietsgemeinde:
Mahnwachen, Lichterprozession, öffentliche Briefe, mit zwei Bussen
zum Bischof -
und als der nicht mit den Duisburgern reden wollte, wurde die Kirche
besetzt.
„Da standen wir auf einmal im Fokus aller Medien."
Im
Januar 2012 kam der Bischof
zu einem Gespräch - gebracht hat es nichts. „Als Ende Januar
wieder im
Gottesdienst verkündet wurde, dass die Entscheidung bleibt, habe
ich mich
umgedreht und gesagt: ,Das wollen wir mal sehen.'"
„Uns
war von Anfang an klar,
dass wir alles alleine hinkriegen müssen", sagt Hoffmann. Alles,
das
heißt: Seelsorge, Caritas, Katechese, Geld. Denn nach St.Barbara
sollte kein
Euro Kirchensteuer mehr fließen. Ein Förderverein wurde
gegründet, ein
Finanzkonzept erarbeitet. „Etwa 30 000 Euro brauchen wir
jährlich mindestens",
sagt Hoffmann. Das Geld wird vor allem durch Feste, Spenden und die
Vermietung
von Räumen erwirtschaftet.
Die
Gemeinde orientierte sich
am „Fünf-Säulen-Modell" des
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französischen
Bistums Poitiers. Etwa 60
Ehrenamtliche verteilen sich auf die Säulen, und immer noch kommen
welche
hinzu. Die
„Liturgia"
sorgt für Wortgottesdienste in der Woche, für eine
Sonntagsmesse werden Priester vom nahegelegenen Kloster und
Ruheständler
„eingeworben". Die „Diakonia" sorgt für die caritative
Arbeit. „Die
Gruppe hat schon neue Projekte gestartet." Die „Koinonia" ist
für die
Gemeinschaft zuständig, „also alles, was Feste und
gemeinsame Aktionen
angeht". Die „Martyria" nimmt sich der Erstkommunion- und
Firmkatechese
an, gestaltet Gottesdienst im Kindergarten und in der Grundschule, hat
Frauen,
Senioren sowie die Kinder- und Jugendarbeit im Blick. Die
„Oikonomia"
kümmert sich ums Geld. „Wir mussten nicht alles neu
erfinden", sagt
Angelika Hoffmann. „Wir haben in unserer Gemeinde schon immer
sehr selbstständig
gearbeitet. Auch das Pfarrbüro oder Küsterdienste laufen
schon lange ehrenamtlich."
Die
Überraschung kam Mitte
2013: Das Bistum Essen nahm das Konzept der Gemeinde an. Aus den
unbequemen
Aufmüpfigen wurde ein Vorzeigeprojekt. Ohne finanzielle
Unterstützung, aber
zumindest
stehen ihnen die Ausbildungs-
und Beratungsangebote des Bistums offen. Nach einer dreijährigen
Probephase
wird in diesem Herbst alles in vertragliche Vereinbarungen gegossen.
„Natürlich
ist es ein Kraftakt, alle bei der Stange zu halten", gibt „Motor"
Angelika Hoffmann zu. Und sie will das Duisburger Projekt nicht ohne
weiteres
auf andere Orte übertragen. „Aber es geht mehr, als mancher
denkt. Nur über die
Köpfe aller hinweg geht gar nichts."
Aus der
"KirchenZeitung für das Bistum Aachen"
15. Mai 2016, 71. Jahrgang Nr.
20
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