Predigt zum 3. Adventssonntag im Lesejahr A
am 15. Dezember 2013
Zum Thema des Sonntags: "Gaudete" - "Freuet euch"
Lesung: Jes. 35, 1 - 6b.10
Diese Predigt zitiert im wesentlichen aus dem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" (Die Freude des Evangeliums) von Papst Franziskus.
„Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz
und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen.“
So beginnt das erste große, apostolische Schreiben
von Papst Franziskus.

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe.“
So lautet der Eröffnungsvers dieses dritten Adventssonntags.
Der heißt daher auch einfach „Gaudete“, „Freut euch!“

„Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“
Das ist die Botschaft dieses Sonntags,
das ist die Botschaft unseres Papstes.
Daher übernehme ich für diese Predigt heute
vor allem Gedanken von Franziskus zur Freude des Christseins.

Franziskus ermuntert alle Christen,
ihrer persönlichen Beziehung zu Jesus neues Leben einzuhauchen,
Ihn jedenfalls Tag für Tag ohne Unterlaß zu suchen,
und sich von Ihm finden zu lassen – um der Freude willen! 
Denn „niemand ist von der Freude ausgeschlossen,
die der Herr uns bringt.“
Advent bedeutet: Er kommt zu uns!
Advent bedeutet aber auch:
Er selbst wartet bereits mit offenen Armen auf unser Kommen!

Und dann komponiert Franziskus
aus Schrifttexten des Alten wie des Neuen Testaments
sozusagen eine ‚Ode an die Freude‘:

„So wendet sich der Prophet Jesaja an den erwarteten Messias
und begrüßt ihn voll Freude:
»Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude.
Man freut sich in deiner Nähe…« (9,2).
Und er ermuntert die Bewohner von Zion,
ihn mit Gesängen zu empfangen: »Jauchzt und jubelt!« (12,6).
Den, der ihn schon am Horizont gesehen hat, lädt der Prophet ein,
zu einem Boten für die anderen zu werden:
»Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!« (40,9).
Die ganze Schöpfung nimmt an dieser Freude des Heils teil:
»Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, freut euch, ihr Berge!
Denn der Herr hat sein Volk getröstet
und sich seiner Armen erbarmt« (49,13).

Sacharja sieht den Tag des Herrn und fordert dazu auf,
den König hochleben zu lassen,
der »demütig« kommt und »auf einem Esel reitet«:
»Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft« (9,9).

Aber die am stärksten mitreißende Aufforderung
ist wohl die des Propheten Zefanja,
der uns Gott selbst wie einen leuchtenden Mittelpunkt des Festes
und der Fröhlichkeit vor Augen führt,
der seinem Volk diese heilbringende Freude vermittelt.
Es ergreift mich - schreibt Franziskus -
wenn ich diesen Text wieder lese:
»Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir,
er jubelt über dich und frohlockt« (3,17).

Das Evangelium, in dem das Kreuz Christi „glorreich“ erstrahlt,
lädt mit Nachdruck zur Freude ein.
Nur einige Beispiele (nennt Franziskus):
»Freue dich« ist der Gruß des Engels an Maria (Lk 1,28).
Der Besuch Marias bei Elisabet läßt Johannes
im Mutterschoß vor Freude hüpfen (vgl. Lk 1,41).
In ihrem Lobgesang bekundet Maria:
»Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter« (Lk 1,47).
Als Jesus sein öffentliches Wirken beginnt, ruft Johannes aus:
»Nun ist diese meine Freude vollkommen« (Joh 3,29).
Und Jesus selbst »ist vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude« (cf. Lk 10,21).

Seine Botschaft ist Quelle der Freude:
»Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist
und damit eure Freude vollkommen wird« (Joh 15,11).
Unsere christliche Freude entspringt
der Quelle seines überfließenden Herzens.
Er verheißt seinen Jüngern: »Ihr werdet bekümmert sein,
aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln« (Joh 16,20),
und beharrt darauf: »Ich werde euch wiedersehen;
dann wird euer Herz sich freuen,
und niemand nimmt euch eure Freude« (Joh 16,22).
Als sie ihn später als Auferstandenen sahen,
»freuten« sie sich (Joh 20,20).

Die Apostelgeschichte erzählt von der ersten Gemeinde:
Sie »hielten miteinander Mahl in Freude« (2,46).
Wo die Jünger vorbeikamen, »herrschte große Freude« (8,8),
und sie selber waren mitten in der Verfolgung »voll Freude« (13,52). Ein äthiopischer Hofbeamter zog,
nachdem er die Taufe empfangen hatte, »voll Freude« weiter (8,39),
und der Gefängniswärter »war mit seinem ganzen Haus voll Freude,
weil er zum Glauben an Gott gekommen war« (16,34).
Warum wollen nicht auch wir in diesen Strom der Freude eintreten?“
fragt Franziskus am Ende seiner biblischen ‚Ode an die Freude‘,
die ja in Wirklichkeit eine Ode an denjenigen ist,
der kommt und uns Seine Freude schenkt - Jesus Christus.

„Es gibt Christen,“ fährt Franzikus fort,
„deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne Ostern erscheint.
Doch ich gebe zu, - schreibt er - daß man die Freude
nicht in allen Lebensabschnitten und -umständen,
die manchmal sehr hart sind, in gleicher Weise erlebt.
Sie paßt sich an und verwandelt sich,
und bleibt immer wenigstens wie ein Lichtstrahl,
der aus der persönlichen Gewißheit hervorgeht,
jenseits von allem grenzenlos geliebt zu sein.
Ich verstehe die Menschen, die wegen der schweren Nöte,
unter denen sie zu leiden haben, zur Traurigkeit neigen,
doch nach und nach muß man zulassen,
daß die Glaubensfreude zu erwachen beginnt, wie eine geheime,
aber feste Zuversicht, auch mitten in den schlimmsten Ängsten:
»Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen;
ich habe vergessen, was Glück ist […]
(Jedoch) das will ich mir zu Herzen nehmen, darauf darf ich harren:
Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft,
sein Erbarmen ist nicht zu Ende.
Neu ist es an jedem Morgen; groß ist deine Treue […]
Gut ist es, schweigend zu harren auf die Hilfe des Herrn«
(Klgl 3,17.21-13.26).“

Die Botschaft des Papstes lohnt sich zu lesen –
vom Anfang bis zum Ende.
Sie liest sich leicht und strahlt jene Freude aus, von der sie spricht.
Eine Botschaft nicht nur für den Sonntag ‚Gaudete‘!

Amen.