Predigt zum Fest Christi Himmelfahrt
am 21. Mai 2009
Lesung: Apg. 1, 1 -11
Evangelium:  Mk. 16, 15 - 20
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Eine kleine Erinnerung vorweg:
Das deutsche Wort „Himmel" hat selbstverständlich
zwei Bedeutungen:

Da ist einmal der „Himmel",
den wir getrost den Spatzen überlassen können
oder meinetwegen auch den Astronauten.
Die Engländer nennen diesen Himmel „sky".

Heute geht‘s natürlich um eine ganze andere Bedeutung:
Heute meinen wir, wenn wir von „Himmel" sprechen,
die herrliche Wirklichkeit Gottes,
den „Göttlichen Bereich".
Das Englische hat dafür ein ganz anderes Wort: „Heaven".
    (> Our Father in Heaven!)

Noch eine weitere Erinnerung:
Wenn wir von „Gottes Himmel da oben" sprechen
und von „unserer Welt hier unten",
dann hat das selbstverständlich
nichts mit einer räumlichen Lokalisierung zu tun,
weil es für Gottes „Himmel" und für Seine „Ewigkeit"
unsere Kategorien von Raum und Zeit einfach nicht gibt.

Wir Menschen sind so sehr an Raum und Zeit gefesselt,
daß wir uns nicht die geringsten Vorstellungen
machen können von jener Wirklichkeit,
in die hinein Jesus durch Tod, Auferstehung
und „Himmelfahrt" aufgenommen wurde,
und in der wir selbst einmal
unsere Vollendung zu finden hoffen.

Für den Augenblick können wir von dieser Wirklichkeit
nur stammelnd in Annäherungen und Bildern sprechen -
etwa mit Worten wie „Himmel" und „oben".

Dies vorausgesetzt - ein Impuls zum Fest Christi Himmelfahrt.
Für die Jüngerinnen und Jünger Jesu markiert dieser Tag
im Augenblick gewiß den endgültigen Abschied.
Kein Grund zum Feiern!
Allen Verheißungen zum Trotz stehen sie unter dem Eindruck:
Unser Meister ist „heimgegangen" zum Vater.
Ein Gefühl der Verlassenheit macht sich breit.
In diese Verlassenheit schließen sie sich regelrecht ein.
Sie nahmen zwar ihre Zuflucht zum Gebet;
aber ich denke, es war nicht nur ein hoffnungsvolles,
sondern auch ein trauerndes und klagendes Beten.
Da wir selbst immer wieder
die Erfahrung der Gottesferne machen,
können wir diese Trauer der Verlassenheit
sehr wohl nachempfinden.

Und dennoch markiert das Fest Christi Himmelfahrt
keine Einbahnstraße!
Den beiden Randfiguren der Geschichte
„in weißen Gewändern",
von denen wir nicht so recht wissen, wer sie eigentlich sind,
kommt eine Schlüsselrolle zu:

Ihnen mag die Szene erschienen sein
wie heutzutage ein „Abschied am Bahnhof":
nicht irgendein Abschied, sondern Abschied auf lange Zeit
oder gar für immer -
die Zurückbleibenden - mit Tränen in den Augen -
winken noch, wenn der Zug schon längst
aus dem Blickfeld entschwunden ist.
So gehen die beiden auf die Gruppe zu:
Was steht Ihr da und schaut so fassungslos hinterher?
Hat Er selbst euch nicht immer wieder erklärt,
wie sehr Sein „Heimgehen zum Vater"
verknüpft ist mit der Gabe des Geistes?
Was Jesus nach dem Johannesevangelium
mit dem Beistand des Heiligen Geistes verheißen hatte,
ist ganz und gar gleichbedeutend
mit der Formulierung dieser Verheißung
im Matthäusevangelium:
„Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt".

Ein modernes geistliches Lied
hat die Botschaft der weißgekleideten Männer
für uns aktualisiert:
    „Schaut nicht hinauf!
    Der Herr ist hier bei uns! ...
    Du meinst Christus lebt nicht mehr;
    denn er starb ja an dem Kreuz.
    Du meinst, falls er auferstand,
    fuhr er ja zum Himmel auf,
    floh das Elend dieser Welt,
    ließ als Waisen uns zurück;
    aber spür doch, daß er wirklich in uns lebt."

Diese Erfahrung haben Jesu Jünger
erst fünfzig Tage nach Ostern gemacht,
als der Geist sie wie Feuer erfüllte,
und alle Angst und Trauer von ihnen wich.
Für uns heute fällt Ostern, Christi Himmelfahrt
und Pfingsten zusammen:
In Taufe und Firmung ist uns die Gabe des Geistes geschenkt.
Durch Ihn lebt Jesus Christus in Seiner Kirche
und in einem jeden von uns.
Durch Ihn haben wir teil an der Sendung des Auferstandenen:
„Geht hinaus zu allen Menschen
und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!"
In der Kraft des Heiligen Geistes könnt Ihr und werdet Ihr
„meine Zeugen sein"  - durch Euer Wort
und zumal durch Euer Leben aus dem Glauben -
hier in Köln und wo immer Ihr auch lebt,
„und bis an die Grenzen der Erde".

Amen.