Kurzpredigt als Einführung in die Passionsgeschichte
am Palmsonntag, dem 20. März 2016
Passion im Lesejahr C: Lk. 22, 14 - 23, 56
Autor: P.Heribert Graab S.J.
„Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben,
im Kreuz ist Hoffnung!“

Als österlich gläubige Christen
können wir in dieser Karfreitagsantiphon
einen vertrauensvollen Leitfaden durch die Karwoche erblicken.

Die meisten Menschen um uns herum - auch viele Christen -
stoßen sich jedoch hart am Kreuz:
Wie kann der liebende Gott
das unsägliche Leid von Gewalt, Folter und Tod zulassen -
bei diesem einen Menschen Jesus von Nazareth, Seinem Messias,
und darüber hinaus bei unzähligen Menschen bis auf den heutigen Tag?

Machen wir uns beim Hinhören auf die ‚Passion‘ bewußt:
Gott hat den Menschen frei erschaffen.
Diese Freiheit macht nicht zuletzt die menschliche Würde aus.
Der Mensch darf und soll Gottes Schöpfung, diese konkrete Welt
und das mitmenschliche Zusammenleben verantwortlich ausgestalten.
Aus seinem inneren Wesen heraus - als Ebenbild Gottes -
kann und soll der Mensch sich dabei leiten lassen
von der göttlichen Liebe, von Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Gerade weil Gott die Liebe ist,
kann Er nicht abrücken von Seinem Ja zur Freiheit des Menschen;
denn nur der freie Mensch kann auch lieben.
Gewalt, Folter und Tod sind einzig und allein
die Konsequenz menschlichen Versagens
und menschlicher Auflehnung gegen den liebenden Gott.

Gottes Menschwerdung ist eine nicht mehr zu überbietende Einladung
an uns Menschen,
uns auch gegen den Trend für die Liebe zu entscheiden -
und das in Freiheit!
Um dieser Einladung willen geht Gott in diesem Menschen Jesus v.N.
bis zum Äußersten:
Er wird selbst zum ‚Opfer‘ menschlicher Gewalt
und weicht auch dem qualvollen Tod am Kreuz nicht aus.
So wird ausgerechnet das Kreuz zum Symbol grenzenloser Liebe.

Ich bitte Sie heute,
ganz bewußt auf diesem Hintergrund
die Geschichte Seiner Passion zu hören.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für mich?
•    Für mein Zusammenleben mit anderen Menschen?
•    Schon für mein Denken über Menschen
    und über Gruppen von Menschen?
•    Für meine Einstellung zu jeglicher Gewalt?
•    Für meine Möglichkeiten, mehr zu lieben?