Predigt zum Christkönigssonntag, dem letzten Sonntag im Jahreskreis (A) am 20. November 2012 |
Lesung: Ez
34,
11-12.15-17 Evangelium: Mt 25, 31-46 Autor: P.Heribert Graab S.J. |
Könige umgibt auch heute noch ein gewisser Hauch von
Romantik. Mehr aber auch nicht! Als politische Herrscher haben sie ausgedient oder sind auch vereinzelt in die Rolle moderner Diktatoren geschlüpft. Wenn wir also nach dem Sinn des Christkönigsfestes fragen, müssen wir auf die schauen, die heute die Nachfolge der alten Könige angetreten haben: Auf die Staats- und Ministerpräsidenten und auf all die Politiker, die uns regieren und das Schicksal der Welt bestimmen. Die aber stehen aktuell nicht im besten Ruf. Nicht selten hört man den sarkastische Spruch: “ Diese Politiker kann man alle in einen Sack stecken und draufhauen - man trifft immer den Richtigen.” Vermutlich war es auch im ‘goldenen Zeitalter’ der Kaiser und Könige nicht anders als heute: Von Christus, dem König und Herrscher der Welt, läßt sich zu allen Zeiten nur ein Bild gewinnen im Kontrast zur erfahrbaren politischen Realität. Anders ausgedrückt: Das Königtum Jesu Christi oder das ‘Reich Gottes’, bzw. die ‘Herrschaft Gottes’ ist alternativ zu jeder denkbaren menschlichen Herrschaft. Jesus selbst erhebt diese ‘radikale’ Alternative zum Programm, wenn Er Seinen Jüngern sagt: “Ihr wißt, daß die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen mißbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und (sogar) sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.” (Mk. 10,42-45) Jesus selbst versteht sich durchaus als ‘König’. Wir haben es im Evangelium gehört. Aber Er interpretiert das Bild des Königs durch das Bild des Hirten. Es ist also durchaus legitim, wenn die Kirche die Hirtenrede Gottes bei Ezechiel als alttestamentliche Lesung für den ‘Christkönigssonntag auswählt. Jeus selbst sagt: “ Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander.” (Jo 10,11-12) Da ist sie wieder: Die ‘Alternative’ - die Alternative zu den ‘bezahlten Knechten’, die Alternative zu den Politikern Seiner Zeit also und vermutlich zu den Mächtigen aller Zeiten. Die letzte Konsequenz dieser Alternative ist es, sogar sein Leben hinzugeben für die, die einem anvertraut sind. Aber in der Praxis entscheidender ist das, was dieser letzten Konsequenz vorausgeht: Der rückhaltlose Dienst für andere! Hören wir noch einmal auf die Lesung: ∙ Der Hirt ‘kümmert sich’ um die Schafe. ∙ Er führt sie auf die Weide. ∙ Er läßt sie ausruhen. ∙ Er sucht die verloren gegangenen Tiere. ∙ Er bringt die Vertriebenen zurück. ∙ Die Verletzten verbindet er. ∙ Die Schwachen kräftigt er. ∙ Die Gesunden behütet er. ∙ Zusammengefaßt: Er sorgt für sie alle. Genau das hat Jesus selbst gelebt: ∙ Er hat sich um die Menschen in all ihren Nöten gekümmert. ∙ Hungernde hat er gesättigt und den Durst der Durstigen gelöscht. ∙ Er war besorgt, daß seine Jünger und all diejenigen, die oft tagelang unterwegs waren, um Ihn zu hören, auch ihre Ruhe fanden. ∙ Gerade denen, die als Sünder galten, den ‘Verlorenen’ also wandte Er sich zu - oft zum Ärgernis der scheinbar Gerechten. ∙ Die Ausgegrenzten sucht Er zu integrieren. ∙ Die Kranken und Gebrechlichen heilt Er. ∙ Er ist besorgt um sie alle und versteht Sein Leben als Dienst an den Menschen. Wie sehr Er auch den Sinn unseres Lebens im Dienst am anderen sieht, macht Seine Gerichtsrede deutlich, das Evangelium dieses Christkönigstages also. Kriterium Seines Urteils über uns ist einzig und allein der Dienst an den Mitmenschen: “Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.” So ist es konsequent, daß Jesus am Ende Seines irdischen Lebens das Sakrament der Fußwaschung stiftet, dieses Sakrament des Dienstes, das nach dem Johannesevangelium identisch ist mit dem Sakrament der Eucharistie, das wir Sonntag für Sonntag miteinander feiern. Dies Sakrament ist sozusagen das ‘Logo’, das Markenzeichen des Königtums Christi. In diesem Sinne dürfen und sollen wir alle ‘Könige’ sein. Nach diesem Kriterium sollten wir immer wieder auch all die kleinen und großen ‘Könige’ wählen, die als Politiker die Geschicke unseres Landes und der Welt (mit-)gestalten möchten. Amen. |