| „Das Kreuz kommt…" diese Ankündigung steht in diesen Wochen
 auf Plakaten überall in Deutschland
 und begegnete uns kürzlich auch hier in Göttingen und in
St.Michael.
 
 „Das Kreuz kommt..."
 Da geht es nicht um etwas Bedrohliches
 oder Angsterregendes.
 Da geht es vielmehr um jenes schlichte Holzkreuz,
 das während des Heiligen Jahres 1983/84
 im Petersdom in der Nähe des Hauptaltares stand
 als ein Zeichen jenes „Heils", das Jesus Christus uns schenkt.
 Zum Abschluß des Heiligen Jahres
vertraute Papst Johannes Paul II. dieses Kreuz
 der katholischen Jugend der Welt an.
 Johannes Paul sagte dazu:
 „Tragt dieses Kreuz durch die ganze Welt
 als ein Zeichen für Christi Liebe zur Menschheit,
 und verkündet allen, dass wir nur im Tod
 und der Auferstehung Christi Heil und Erlösung finden können."
 Seither wurde das Kreuz zu allen Weltjugendtagen getragen, 
die seit 1986 z.B. in Buenos Aires,
 in Santiago de Compostela, Tschenstochau, Denver, Manila,
 in Paris und zuletzt 2002 in Toronto stattfanden.
 Zwischen den Weltjugendtagen 
befindet sich das Weltjugendtagskreuz
 auf dem Weg der Versöhnung zum jeweils nächsten Gastgeberland
 und wurde 2003-2004 durch 26 europäische Länder getragen.
 Das Kreuz stand in Einkaufszentren und Slums,
 in Gefängnissen, Fußgängerzonen und am Ground Zero
in New York.
 Menschen aller Hautfarben und Nationen hielten es in Händen.
 An seinem Holz haften unzählige Bitten, Wünsche,
 Danksagungen und Hoffnungen.
 Am Palmsonntag dieses Jahres überreichten Jugendliche aus Sarajewo 
das Weltjugendtagskreuz in Berlin deutschen Jugendlichen.
 Und nun ist das Kreuz in deutschen Bistümern unterwegs -
 auf dem Weg zum Kölner Weltjugendtag 2005.
 Am vergangenen Dienstag war es hier bei uns in Göttingen.
 Jugendliche unserer Stadt haben es 
mit Bändern ihrer Hoffnung geschmückt.
 Sie haben zum Ausdruck gebracht,
 was ihnen das Kreuz bedeutet.
 Da war nichts Bedrückendes in dem, was sie sagten.
 Vielmehr verbinden Jugendliche mit dem Kreuz
 Stichworte wie:
 Trost, Versöhnung, Frieden, Kraft, Mut zum Leben...
 All ihre Hoffnungen, die sie mit dem Zeichen des Kreuzes verbinden,
kann man zusammenfassen in dem Kehrvers,
 den wir soeben gesungen haben:
 „Im Kreuz ist Heil,
 im Kreuz ist Leben,
 im Kreuz ist Hoffnung."
 Ich selbst habe diese trostreiche und ermutigende Seite 
des Kreuzes Jesu Christi überhaupt
 und insbesondere dieses Weltjugendtagskreuzes
 vor einigen Wochen auf eine sehr bewegende Weise erfahren:
 Vor kurzem habe ich eine junge Frau besucht,
die Gemeindereferentin ist
 und in ihrer Stadt eigentlich auch verantwortlich
 für die Vorbereitung des Weltjugendtages
 und für die Pilgerstation des Weltjugentagskreuzes.
 Eigentlich -
 denn schon seit März ist sie
 zunächst ans Krankenbett
 und dann an den Rollstuhl gefesselt.
 Es wird noch einige Zeit dauern, bis sie geheilt ist
 und ihren Aufgaben wieder nachkommen kann.
 Während einer so langen Zeit wird man schnell einsam:
 Besuche werden seltener.
 Und die Tage sind lang.
 Die Gefahr ist groß, mutlos zu werden.
 Wenige Tage vor meinem Besuch
 war es nun so weit:
 Das Weltjugendtagskreuz kam in ihrer Stadt -
 und sie konnte nicht dabei sein.
 Ein sehr trauriger Tag!
 Am nächsten Morgen jedoch
 - das Kreuz sollte eigentlich schon auf dem Weg
 zu seiner nächsten Station sein -
 hielt der weiße Transporter des Kreuzes
 mit dem aufgemalten bunten Logo des Weltjugendtages
 vor der Wohung der jungen Frau.
 Das große Kreuz wurde ausgeladen
 und in ihr Wohnzimmer geschleppt.
 Nur mühsam und in ganz ungewöhnlicher Position
 fand es dort überhaupt Platz.
 Aber es war genügend Zeit für eine kurze Andacht
 und für ein gemeinsames Gebet.
 Die Tränen standen der Kranken in den Augen,
 als sie mir von dieser überraschenden Begegnung
 mit dem Kreuz erzählte.
 Das Kreuz hat ihr Trost und neuen Mut geschenkt.
 Es leuchtete wie ein helles Licht
 hinein in die Dunkelheit ihres Alleinseins
 und des langwierigen und mühsamen Heilungsprozesses.
 Es war für sie Zeichen einer neu geschenkten Zukunft.
 Auf dem Hintergrund dieser Erfahrung muß ich gestehen,
daß ich das Pauluswort aus der Lesung des heutigen Sonntags
 ganz neu verstehe und mir zu eigen machen kann:
 „Ich will mich allein des Kreuzes Jesu Christi,
 unseres Herrn, rühmen!"
 Amen. |