Bütten-Predigt zum Karnevals-Sonntag 2004
Ev.: Lk. 6, 27-49
Autor: P.Heribert Graab S.J.
Ihr lieben Christen, all ihr Frommen,
ihr seid zur Kirche heut‘ gekommen,
zum Gottesdienst mit vielen Leuten,
die sich am Sonntag heut‘ erfreuten.

Die Predigt - das ist fast schon Pflicht:
An Karneval ist‘s ein Gedicht.
Da geht es nicht um billige Witze,
vielmehr um manch ‘ne närrische Spitze.
Ich reih‘ mich ein in den Narrenchor
und halt‘ der Welt den Spiegel vor.

In Gerhard Schröders SPD
gibt‘s Ärger, Streit und viel O-Weh.
Der Grund: Agenda zwanzig-zehn.
Reformen will man endlich seh‘n.
Doch was herauskommt, ist ein Graus:
Der kleine Mann, der badet‘s aus.
Die Basis daher revoltiert.
Der Gerd ist somit angeschmiert.
Der Müntefering soll‘s nun richten,
das leckgeschlag‘ne Boot abdichten.

In Hildesheim läuft‘s nicht viel besser:
Auch da wetzt mancher schon die Messer.
Statt zwanzig-zehn heißt‘s zwanzig-zwanzig.
Das stinkt unendlich weit - bis Danzig.
Gespart wird an der Pastoral,
massiv gekürzt das Personal.
Da schlägt dich keiner ins Gesicht.
Man schickt dir einfach den Bericht,
man müsse alles umgruppieren,
und dieses würd‘ auch dich tangieren.
Man hoffe, du würd‘st es verstehn,
und deine Zukunft woanders sehn.

Doch oben, an des Bistums Kurie,
da ist sie zahm - des Sparens Furie.

In dieser Lage hör‘ ich nun
das heut‘ge Evangelium.
Ich soll dem Mensch, der mich geschlagen,
nicht einmal meine Meinung sagen
und obendrein mit frommem Sinn
die and‘re Wange halten hin?
Passiv soll ich resignieren?
In den Ruin die Kirche führen?

Ich glaube „Nein" und möcht drauf schwören:
Die Worte Jesu sind anders zu hören.
Er selbst geht schließlich knallhart vor
im Tempel gegen der Händler Chor.
Auch Pharisäern klipp und klar
sagt er, was er hält für wahr.
Dennoch gilt es, in all dem
Jesu Liebe zu verstehn.
Liebe schweigt nicht einfach still;
sie fragt vielmehr, was Gott wohl will.
Und fördert dabei frohen Mutes
- selbst mit dem Gegner streitend - Gutes.
Streit als solcher nicht lieblos ist,
wenn du den Gegner nicht gleich „frißt".

Die Liebe - das ist sonnenklar -
sagt deutlich, was gerecht und wahr.
„Was ihr von anderen tut erwarten,
das sollt ihr auch bei ihnen achten."
Dies Jesuswort ist auszubreiten
auch unter denen, die uns leiten!

Nun gibt‘s noch einen zweiten Streit
in diesen Tagen weit und breit:
Da geht es um die Boni II,
fürwahr ‘ne arge Quälerei.

Da fehlt es schlicht - Pisa läßt grüßen -
an dem erforderlichen Wissen,
wenn hohe Herren aus dem Rat
wie Ochsen stehn vor ‘nem Konkordat;
und nicht mal kennen das Grundgesetz,
das schließlich klare Normen setzt.

Ein Teil des Rats sieht‘s ideologisch,
die Boni ist ihm zu katholisch.
Die Stadt ist schließlich aufgeklärt,
kirchliche Schulen sind da verkehrt.
Man hält sich zwar für liberal,
mißachtet doch der Eltern Wahl.

Die Kirche ist sehr wohl gefragt,
wo die Kommune hat versagt:
Zum Beispiel in den unter‘n Schichten,
da darf die Kirche das Elend richten.
Man schätzt, daß Kirche ist sozial.
Doch kirchliche Bildung ist fatal.
Es wäre fürwahr ein schlimmer Graus,
da kämen auf einmal Heilige raus;
oder auch nur ein paar junge Leute,
die leben nach Jesu Wort von heute.
Das wäre für hiesige Politik
unausgesprochen massive Kritik.

Das alles gab‘s schon in der Geschichte;
lest nur aus der Nazi-Zeit die Berichte.
Die Boni damals wurd‘ ganz geschlossen.
Das wünschen im Stillen auch heute „Genossen".

Da wird man nun fragend umgetrieben:
Was heißt das: Du sollst deine Feinde lieben?
Kann man in der Liebe Licht
einfach gehen vor Gericht?

Es geht um juristisch klaren Wein!
Kann der nicht Ausdruck von Liebe sein?

Setzt der Rat auch an den Knebel,
sitzen doch wir am läng‘ren Hebel!
Nicht nur weil auf unserer Seite das Recht,
steht die Sache garnicht schlecht.
Wichtig ist auch das Vertrauen,
daß diese Stadt sich nur läßt bauen
auf des Evangeliums Grund.
Ansonsten kommt sie auf den Hund.

Um nun heiter-froh zu schließen,
laßt uns Jesu Wort genießen:
„Gebt, dann wird auch euch gegeben!"
Damit, denk‘ ich, läßt sich‘s leben.
Die Stadt erhält ‘ne tolle Schule
und hat dann weniger Bambule.
Wir können Jugendliche prägen -
für uns und diese Stadt zum Segen.

So sag‘ ich allen - Herr‘n und Damen
von ganzem Herzen Alaaf und Amen.