Bild-Predigt zum Christkönigsfest (A)
am Sontag, dem 23. November 2014
Lesung: Ez. 34, 11-12.15-17
Evangelium: Mt. 25, 31-46
Bild:  Roland Peter Litzenburger "Christus, der Narr" (!987)
Autor: P.Heribert Graab S.J.
„Herrschaft Gottes ist alternativ
zu jeder denkbaren menschlichen Herrschaft.“ (KSJ-Plattform)
Darum ging es bereits am letzten Sonntag
beim Gleichnis vom anvertrauten Geld:
Das Reich Gottes steht im Kontrast
zur Welt dieses reichen Geschäftsmannes.

Nach den Texten von Lesung und Evangelium des Christkönigsfestes
steht auch das Königtum Jesu Christi in einem klaren Kontrast
zu allem, was unsere Welt unter dem Begriff ‚König‘ versteht.
Jesus Christus ist alles andere als ein repräsentativer König
Und erst recht als ein Märchenkönig.
Zugleich aber hat die ‚Königsherrschaft‘ Jesu Christi nichts zu tun
mit allen uns bekannten Herrschaftsformen in Wirtschaft und Politik.
Zu jedweder ‚Herrschaft von Menschen über Menschen‘
steht die ‚Königsherrschaft‘ Christi in einem scharfen Kontrast.

Genau das bringt der Maler Roland Peter Litzenburger
mit seinen Darstellungen des Königs Christus ins Bild. 

 

1.    Dieser ‚König‘ sitzt hinter Stacheldraht!
Er ist einer von denen in Auschwitz;
Er gehört zu den Hundertausenden
in den Flüchtlingslagern des Vorderen Orients;
vielleicht sitzt Er auch bei uns in Abschiebehaft.
Er ist eine Elendsgestalt -
gezeichnet von Hunger, Durst, Krankheit und jedweder Entbehrung.
Und offenkundig wurde Er gefoltert:
Die Hände, Sein Gesicht – von blutroter Farbe verschmiert!
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan!“
Das ist kein Gleichnis!
Jesus sagt da nicht: Das ist, als ob ihr es mir getan hättet.
Jesus sagt: Das bin ich! Ich selbst!

2.    Seine Jünger hatte Jesus einst gelehrt:
„Wer unter euch der Größte sein will,
der soll werden wie der Kleinste.“ (Lk.22,26)
Ein andermal hatte Er ein Kind in ihre Mitte gestellt
und gesagt: „Wer unter euch allen der Kleinste ist,
der ist wahrhaft groß.“ (Lk. 9, 48)
Jesus macht nicht nur große Worte -
Er lebt, was Er sagt!
Er geht dafür den Leidensweg bis ans Kreuz;
Er geht ihn gemeinsam mit allen Opfern von Gewalt
hinein in die tiefsten Abgünde
und in die finstersten Dunkelheiten menschlichen Lebens.
So wird Er eins mit jedem Einzelnen der Gepeinigten
durch all die Jahrhunderte hindurch.

3.    Litzenburger malt Christus immer wieder als den ‚Narrenkönig‘.
Die Passionsgeschichte der Evangelien berichtet,
die Soldaten hätten Jesus, den Christus, zum „Narren" gemacht:
„Sie flochten einen Kranz aus Dornen;
den setzten sie ihm auf
und legten ihm einen purpurroten Mantel um.
Sie stellten sich vor ihn hin und sagten:
Heil dir, König der Juden!
Und sie schlugen ihm ins Gesicht." (Joh. 19, 2-3).

In den Augen der „Welt" ist dieser Christus ein Narr,
weil seine Botschaft und sein Leben
den Wertvorstellungen dieser Welt diametral entgegenstehen.
Er ist fürwahr ein König!
Aber sein Königtum ist nicht von dieser Welt. (Joh. 18, 36).
Das „Grundgesetz" seines Königtums findet seinen Ausdruck
z.B. in der Bergpredigt des Matthäusevangeliums,
die in den Augen aller „Realpolitiker" dieser Welt
auch heute „närrisch" erscheint.
So gesehen ist allerdings jeder Christ in der Nachfolge Jesu
ein „Narr".

4.    Wie die Dornenkrone der Soldaten damals auf Golgatha
könnten wir die goldene Krone im Bild von Litzenburger
interpretieren als puren Hohn und Spott.
Für den Künstler selbst jedoch
bringt sie österlichen Glanz ins Bild.
Und Ostern stellt alles auf den Kopf:
Aus klein wird groß,
aus Dunkelheit wird Licht,
aus dem Geschundenen wird der wahre König der Welt.
Die sich als Könige dünken jedoch,
versinken in der Bedeutungslosigkeit.
Die Geschichte vergißt sie.
Immer wieder und zu allen Zeiten bricht ihre Herrschaft zusammen.

Die Zukunft gehört einzig und allein dem gekreuzigten König.
Er hat den Tod besiegt und alle Mächte des Todes.
Er bringt die heraufziehende Herrschaft Gottes zur Vollendung.
All die Verletzten und zu Tode Gepeinigten,
all die Verirrten und Verlorenen,
all die Kleinen und Verachteten -
Er wird sie wie ein Hirt seine Schafe sammeln
und ihnen die Fülle des Lebens schenken in Seinem ewigen Reich.

Amen.